Fundfotos

Gruppenbild vor dem Haus, Osdorf, aus „Wüstungen”

Nachbilder – Fotografie und Erinnern

19. bis zum 24. August 2019

Göran Gnaudschun

Fotografien bilden vergangene Zeit ab. Sie halten fest, was vergeht und gehören zum Erinnerungspool der nachfolgenden Generationen. Sie sind Spuren, wie Erzählungen, Dokumente oder Gebautes.

Berlin als Großstadt bietet davon sehr viel. An jedem Platz, in jedem Haus, in jedem Teilstück der Stadt wohnt Erinnerung. Berlin ist in seiner Größe und Vielschichtigkeit immer auch Folie für das Erzählen von Geschichten. Diese können zahlreiche Facetten aufzeigen: Berlin als Mauerstadt, mit inzwischen fast unsichtbarem Verlauf, Berlin als Stadt der preußischen Könige mit reizvollen Schlössern und Parkanlagen, Berlin als Hauptstadt des Reiches und der DDR, als Wirtschaftswunder-Westberlin, als Stadt der Arbeiter und der Geistesgrößen, der großen Freiheit nach dem Mauerfall und der Komplettsanierung danach. Oft haben die Ereignisse der Weltgeschichte das Leben eines jeden Einzelnen bestimmt. Viele Menschen haben Geschichte geschrieben. Zumindest ihre eigene.

Das kollektive Gedächtnis und das persönliche Erinnern wird Thema des Workshops sein. Erinnerung ist unweigerlich mit Orten verbunden. Diesen Orten und den Geschichten werden die Teilnehmer nachspüren. Fremden, noch unbekannten Geschichten, und auch eigenen, denn die Kindheit ist ebenfalls ein Ort und die Herkunft Basis unserer Identität. Es ist möglich, dass Gewesenes wieder auflebt oder seine Entsprechung in der Gegenwart findet. Was war damals und wie sieht es heute aus? Wie geht die Welt durch die Zeit? Wie erleben Menschen die Schauplätze ihres Lebens? Durch die eigene Arbeit kann das gesellschaftliche Gedächtnis wieder in etwas ganz Persönliches verwandelt werden. Und die persönliche Erinnerung kann gesellschaftliche Relevanz erlangen.

Die Teilnehmer werden forschen, suchen und Geschichten finden – die der Stadt Berlin, oder auch ihre eigenen. Die Umsetzung ist frei und folgt dem Thema und den Intentionen der Teilnehmer. Sie kann aus der Arbeit mit Reproduktionen aus der Zeitgeschichte oder dem privaten Familienalbum bestehen, Sie kann auch in atmosphärischen Stadtlandschaften, intensiven Portraits, klaren Architekturaufnahmen, lockeren Straßenfotografien oder verrätselten Stillleben münden. Ich möchte mit den Teilnehmern über den Tellerrand hinaus gedachte Konzepte entwickeln, ihnen helfen, mit Fotografie durch die Zeit zu navigieren, gemeinsam Ideen prüfen und adäquate Formen und Stile finden.

Im Workshop „Nachbilder – Fotografie und Erinnern“ geht es um die selbstgewählte Arbeit, die innerhalb von sechs Tagen entstehen soll. Der Workshop wird hauptsächlich aus thematischer Grundierung, Vorträgen, dem eigenen Fotografieren, sowie Bildbesprechungen und Diskussionen bestehen. Ergänzend werden Ausstellungsbesuche und gemeinsame Abende zum Nachdenken über die eigenen Bilder anregen. Am Ende werden die Arbeiten in einer Ausstellung präsentiert.

Der Workshop findet in deutscher Sprache in einer kleinen Gruppe von 6 bis 12 Teilnehmern statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 570,- Euro (inkl. 19% MwSt). Interessenten bewerben sich bitte per Email bis zum 19. Juli 2019.

(Um die deutsche Sprache flüssig zu halten, wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige aller geschlechtlichen Identitäten.)