Göran Gnaudschun, Schwimmerin, 2018, aus „I follow rivers”

Menschen, die auf Flüsse schauen

Fotografie und Erinnerung

09. bis 14. August 2021

Göran Gnaudschun

„Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.“ So wurde es dem griechischen Philosophen Heraklit in den Mund gelegt.

Erinnern heißt erzählen, heißt verdichten, heißt neu sortieren. Was bleibt von der Vergangenheit? Erzählungen, Texte oder Bilder. Es gibt Fotos, die scheinbar den Beweis liefern, dass es so gewesen ist, wie man es sieht. Oder war alles ganz anders, weil das was gesehen wurde, sich schon deutlich von dem unterschieden hat, was fotografiert wurde? Wir würden auch heute immer eine neue Auswahl treffen, so wie wir es jetzt sehen. Es sind die Fragen der Gegenwart, die wir an die Vergangenheit stellen. Der Fluss ist derselbe, aber das Wasser ist ein anderes und der Blick darauf noch mehr.

Das Erinnern wird Thema des Workshops sein. Erinnerung ist unweigerlich mit dem eigenen Werden und mit gesellschaftlichen Veränderungen verbunden. Wer waren wir früher und wer sind wir jetzt? Wie erleben Menschen die Schauplätze ihres Lebens? Was ist Familie und wo ist die Basis unserer Identität? Wie geht die Welt durch die Zeit? Es ist möglich, dass Gewesenes seine Entsprechung in der Gegenwart findet. Durch die eigene Arbeit kann das gesellschaftliche Gedächtnis in etwas ganz Persönliches verwandelt werden, und die persönliche Erinnerung kann gesellschaftliche Relevanz erlangen.

„Menschen, die auf Flüsse schauen“ ist ein Workshop über das Vergehen von Zeit. Ich möchte die Teilnehmer dabei anleiten, sich mit der Vergangenheit und deren Interpretation im Heute zu beschäftigen. Die Umsetzung des Themas kann sich neben dem direkten Fotografieren der Gegenwart auch aus der Beschäftigung mit dem eigenen Fotofundus, aus dem Umgang mit fremden Bildern oder aus dem Nachspüren der Veränderung von Orten und Menschen ergeben. Berlin mit seinen Brüchen ist wie geschaffen dafür.

Mir geht es darum, mit den Teilnehmern weite Konzepte zu spinnen, ihnen zu helfen, mit Fotografie durch die Jahre zu navigieren, gemeinsam Ideen prüfen und adäquate Formen und Stile finden.

In diesem Workshop geht es um die selbstgewählte Arbeit, die innerhalb von sechs Tagen entstehen soll. Der Workshop wird hauptsächlich aus thematischer Grundierung, Vorträgen, dem eigenen Fotografieren, sowie Bildbesprechungen und Diskussionen bestehen. Ergänzend werden Ausstellungsbesuche und gemeinsame Abende zum Nachdenken über die eigenen Bilder anregen.

Der Workshop findet in deutscher Sprache statt. Abhängig von den jeweilig geltenden Corona-Regeln kann dieser in einer kleinen Gruppe von 4 bis 8 Teilnehmern mit regelmäßigen Tests, Abstandsregeln, Mundschutz und Luftfilter stattfinden. Ständige Belüftung ist zusätzlich möglich. Die Teilnahmegebühr beträgt 650,- Euro (inkl. 19% MwSt). Interessenten bewerben sich bitte mit 5 Bildern oder dem Hinweis auf eine eigene Website per Email bis zum 09. Juli 2021.

(Um die deutsche Sprache flüssig zu halten, wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige aller geschlechtlichen Identitäten.)